1. Akt

Abenddämmerung liegt in der Luft. Der Nebel zieht seine ersten Schwaden über den Fluss. Seit den frühen Morgenstunden rudern die Salzachschiffer schwer beladen Richtung Oberndorf. Dort angekommen verladen sie hungrig, müde und verbittert ihre letzte Fracht. Weitere Schiffer stehen am Uferrand und warten gleichfalls auf ihre letzte Fracht aus dem Salzburger Land. Seit sie ihr Schifffahrtsmonopol an Laufen verloren haben, sind die Einkünfte sehr begrenzt und die Spuren des Krieges sitzen noch immer tief. Mit einem hoffnungsvollen Choral rufen sie den Heiligen Schutzpatron „St. Nikolaus“ an:

„Patronus St. Nikolaus“

Auch Hilfspriester Joseph Mohr ist seit den frühen Morgenstunden zu Fuß von Salzburg nach Oberndorf unterwegs. Mit viel Freude und Zuversicht bereitete er sich gedanklich auf sein neues Amt vor. Vom Bischof wurde er geschickt, um Pfarrer Nässler in Oberndorf über Weihnachten auszuhelfen. Vitus, der Waisenknabe ist inzwischen zehn Jahre alt und vermisst seine Eltern sehr. Zum zweiten Todestag seines Vaters zimmert der Knabe ein kleines Holzbrett mit zwei Kerzen, um es zum Gedenken den Fluten des Flusses zu übergeben. Vitus fleht im Gesang seine Eltern an:

„Ich bin ein Knabe so allein“

Mohr sitzt in sich ruhend, nachdenklich auf einem Stein und beobachtet das Geschehen der Schiffer und des Waisenknaben. Der Hilfspriester ist von der goldenen Stimme und der Traurigkeit des Jungen tief berührt. Als der Dorflehrer, Franz Xaver Gruber, mit seiner singenden Schulklasse auf dem Nachhauseweg ist, treffen sie auf den Fremden. Neugierig und verwundert gehen sie auf ihn zu. Gruber fragt ihn was er in dieser düsteren Jahreszeit hier bei ihnen in Oberndorf will.

Mohr erfährt bei einem freundlichen Austausch von den bösen Machenschaften des alten Pfarrers. Als Gruber auf Vitus zu sprechen kommt, bekommt dieser, dass Vitus fehlt und berichtete dem Hilfspriester von den großen Sorgen im Ort und um den Knaben. Die Kinder schrecken zurück, als sie plötzlich donnerndes Geschrei hören. Pfarrer Nässler zieht den kleinen Vitus an den Haaren herbei, heißt ihn einen Lumpen und schlägt wütend auf den Jungen ein. Vitus versucht sich loszureißen. Mohr geht dazwischen und befreit den Jungen

von diesem bösartigen Menschen. Nässler beschimpft Mohr, Gruber und die Kinder aufs Übelste.

„Habt keine Arbeit und kein Geld“

 

Die Kinder nehmen ihren ganzen Mut zusammen und wagen es ihm zu widersprechen.

„Nein, nein, nein!“

Mohr mischt sich ein und schafft es, dass Nässler wutendbrannt wegläuft. Gruber fühlt sich nach diesem Zwischenfall mit Mohr sofort verbündet. Er ist beeindruckt, dass dem alten Herrn endlich jemand die Stirn zeigt und ihm widerspricht.

Als Mohr Gruber um eine Bleibe bittet, lädt ihn dieser ein, bei ihm zu übernachten. Vitus fühlt sich sofort zu Mohr hingezogen und spürt auch dessen Zuneigung. Schnell ergreift der Knabe den Koffer des Hilfspriesters und trägt ihn mit Stolz zu Gruber nach Hause. Mohr beklagt die Situation in diesem Ort.

„Der Hilfspriester soll ich hier sein“